Geschlechterdemokratie herstellen - geschlechterorientierte Mädchen- und Jungenarbeit in Lübeck

"Geschlechterdemokratie herstellen - geschlechterorientierte Mädchen- und Jungenarbeit in Lübeck"

 

Erstellt vom

 

Arbeitskreis „Frauen unterstützen Mädchen“ (FuM)
Geschäftsstelle mixed pickles e.V.
Schwartauer Allee 7
D-23554 Lübeck 

Ansprechperson: Kathrin Ziese
Tel.: 0451 - 702 16 40
Email: info@mixedpickles-ev.de

 

und vom

 

Arbeitskreis "Männer für Jungs" (AkJ)
Gerade Querstraße 2 
D-23552 Lübeck

 Ansprechperson: Martin Kürle
Tel.:  0177 - 27 64 868
Email: akjungs@web.de

 

Projektskizze:

Geschlechterorientierte Arbeit findet in Lübeck bereits seit längerer Zeit statt und findet sich in einigen pädagogischen Konzepten der Jugendarbeit und Jugendhilfe wider. Allerdings zeigt sich, dass ein Gesamtkonzept für eine geschlechtergerechte Jugendarbeit in Lübeck fehlt. Insbesondere der Prozess „Aufwachsen in Lübeck“ hat aufgezeigt, dass spezifische Einrichtungen für Mädchen bzw. Jungen in Lübeck fehlen.

 

Auf dieses Defizit reagierten die Facharbeitskreise „Frauen unterstützen Mädchen“ sowie „Männer für Jungs“ und entwickelten in einem engen Abstimmungsprozess vorliegende Konzepte zur Mädchen- und Jungenarbeit.

 

Beide Facharbeitskreise sprechen sich dafür aus, dass Mädchen- und Jungenarbeit sowohl in geschlechterhomogenen wie auch in geschlechtergemischten Gruppen stattfinden sollte. Beide methodischen Ansätze werden je nach Erfordernissen, Bedürfnissen und Lebenslagen der Kinder und Jugendlichen eingesetzt. In der Mädchenarbeit finden sich bspw. Mädchen, die sich ein ausschließlich geschlechtsspezifisches Angebot wünschen, aber auch solche, die nach eigenem Bekunden für den geschlechtergemischten Bereich – wie die offene Jugendarbeit – „üben“. Erfahrungswerte aus der Jungenarbeit zeigen ebenfalls einen geäußerten Bedarf nach jungeneigenen Räumen auf.

 

Geschlechterbezogene Arbeit richtet sich in gleicher Weise an Mädchen und Jungen

und eröffnet ihnen in geschlechterhomogenen wie in geschlechtsgemischten Gruppen Chancen zur Entwicklung und Realisierung der eigenen Vorstellungen von Geschlecht. Sie hilft Heranwachsenden Optionen zu erschließen und ermutigt und unterstützt sie dabei, die eigenen Wünsche nach Vielfalt in Ihre Lebenspläne zu integrieren.

 

Die vorliegenden Konzepte zur geschlechterorientierten Mädchen- und Jungenarbeit in Lübeck tragen der gesetzlichen Verpflichtung (Artikel des KJHGs § 9 Abs. 3) Rechnung:

 

  • die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen / jungen Frauen sowie von Jungen / jungen Männern zu berücksichtigen

  • Benachteiligung abzubauen

  • die Gleichberechtigung von Mädchen und jungen Frauen sowie von Jungen und jungen Männern zu fördern

 

Für die Umsetzung bedarf es eines Gesamtkonzepts, dass einen zentralen Mädchentreff, einen Jungentreff sowie der geschlechterbezogenen Angebote in den einzelnen Jugendzentren und Vernetzung mit den beteiligten AkteurInnen vorsieht. Mit diesem Konzept kann eine dringend notwendige Geschlechterorientierung in der Lübecker Kinder- und Jugendhilfe verankert werden.

 

Die Facharbeitskreise sprechen sich dafür aus, den Mädchentreff sowie den Jungentreff in unterschiedlichen, eigenständigen Räumen anzusiedeln, da es insbesondere den geäußerten Bedürfnissen der Mädchen entspricht, eigene Räume zu haben. Verpflichtend sind jedoch die enge Abstimmung der beiden Einrichtungen, die Zusammenarbeit und die Entwicklung von gemeinsamen Projekten.

 

Projekt: "Geschlechterdemokratie herstellen - ein Mädchentreff für Lübeck"

 

Ausgangslage

Die geschlechterbezogene Mädchen- und Jungenarbeit ist im Kinder- und Jugendhilfegesetz gesetzlich verankert. Der § 9 Abs. 3 KJHG spricht als gesetzliche

 

Grundlage drei Verpflichtungen aus:

 

  • Die Lebenslagen von Mädchen / jungen Frauen sind zu berücksichtigen

  • Benachteiligung sind abzubauen

  • Umsetzung der Gleichberechtigung von Mädchen und jungen Frauen ist zu fördern

 

Bis zur Schließung des Mädchen- und Frauenzentrums an der Untertrave im Jahr 2007 gab es auch in Lübeck, wie in anderen Städten vergleichbarer Größe, für Mädchen eine Anlaufstelle, in der sie einen Frei- und Schutzraum fanden und notwendige mädchenspezifische Unterstützung bekamen.

 

Die Schließung des Mädchen- und Frauenzentrums empörte nicht nur Lübecker Mädchen und deren Eltern sondern auch ExpertInnen aus der Sozial- und Jugendarbeit. Der Protest ging auch von der Lübecker SPD und den Lübecker Grünen aus, die die Notwendigkeit eines Mädchentreffs heraus stellten.

 

Der Arbeitskreis „FuM“ will mit dieser Projektskizze die Diskussion um die Notwendigkeit einer unabhängigen Anlaufstelle für Mädchen neu entfachen. Ein Mädchentreff muss Teil eines Gesamtkonzeptes geschlechtsspezifische Jugendarbeit für die HL sein und soll die geschlechterbezogene Arbeit in den Stadtteilen ergänzen. Das heißt für die Umsetzung des Artikels des KJHGs § 9 Abs. 3 bedarf es eines Gesamtkonzepts, dass einen zentralen Mädchentreff, eine Vernetzungsstelle für die Jungenarbeit sowie der geschlechterbezogenen Angebote in den einzelnen Jugendzentren und Vernetzung mit den beteiligten AkteurInnen vorsieht.

 

Ein Mädchentreff für Lübeck

Lübeck braucht einen unabhängigen Mädchentreff. Mädchenkultur kann nur dort entstehen, wo auch Mädchenräume vorhanden sind. Dieser Mädchentreff muss zumindest räumlich getrennt von anderen Jugendeinrichtungen und zentral angesiedelt sein. Wünschenswert ist ein Mädchentreff in freierTrägerschaft. Der Mädchentreff ist konkrete Anlaufstelle und Ort der Begegnung für Mädchen unterschiedlicher Herkunft. Mädchen haben hier einen geschützten Raum für interkulturelle Förderung, Bildung, Beratung und Begegnung. Es werden Mädchen erreicht, die gemischte Einrichtungen nicht nutzen dürfen / wollen. Mädchen sollen einen diskriminierungsfreien, barrierefreien und gewaltfreien Raum erhalten, um sich gezielt mit ihrer Lebenssituation auseinander zu setzen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

 

Die Freizeitangebote sind an den Interessen und Bedürfnissen der Mädchen ausgerichtet und werden partizipativ gestaltet. Informelle Bildungsprozesse bieten Möglichkeiten für selbstbestimmtes Lernen und Experimentieren.

 

Im Wesentlichen ist

 

a) ein konkretes zentrales Freizeit-, Bildungs- und Beratungsangebot für Mädchen notwendig und sind.

 

b) die dort arbeitenden Fachfrauen auch Koordinatorinnen für stadtweit koordinierte Mädchenarbeit und Expertinnen für anderen JugendarbeiterInnen.

 

Eine breite Angebotspalette soll sicherstellen, dass den unterschiedlichen Bedürfnissen von Mädchen Rechnung getragen wird. Zusätzlich zu der zentralen Anlaufstelle sollen wohnortnahe pädagogisch begleitete mädchenbezogene Angebote auch dezentral sichergestellt werden. Vorstellbar sind eigene Angebote und / oder auch Unterstützung und Schulung der Mitarbeiterinnen aus anderen Einrichtungen wie auch Angebote in Schulen.

 

Wichtig ist es, dass alle Einrichtungen der Jugendarbeit in Lübeck geschlechterbezogene Arbeit konzeptionell verankern. Die einrichtungsübergreifend tätigen Pädagoginnen des Mädchentreffs sollen vor allem bei spezifischen Fragen der Mitarbeiterinnen aus anderen Einrichtungen tätig werden. Ziel ist die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen in geschlechtsheterogenen Einrichtungen und die Sicherstellung adäquater Angebote für Mädchen in koedukativen Einrichtungen.

 

Für Mädchen

  • Offener Mädchentreff für Mädchen aller Nationalitäten im Alter von 10-18 Jahre,besonders am Wochenende

  • Angebote in Kooperation mit Schulen

  • Freier Internetzugang und Hilfen im Umgang mit PC und im Netz

  • Berufsorientierung und Bewerbungshilfe

  • Mädchenwerkstatt mit kreativen und handwerklichen Angeboten

  • Ferienangebote wie erlebnispädagogische Freizeiten, internationaler Austausch

  • Kursangebote aus dem Kultur- und Bildungsbereich

  • Persönliches Beratungsangebot und Lebensbegleitung

  • Kurse zur Selbstbehauptung

  • Partizipationsprojekte und Qualifizierung von Mädchen (u.a. Peer support – Projekte – ältere Mädchen leiten jüngere an über JuLeiCa mit Unterstützung von weiblichem Fachpersonal)

  • Ggf. (Mit-)Nutzung der Räumlichkeiten für Mädchenangebote anderer Einrichtungen (Stichwort lateinamerikanische Tänze…)

  • Punktuelle Angebote in anderen Einrichtungen der Jugendarbeit

  • Versorgung (mit Getränken / Snacks)

 

Für Eltern

  • sind die MitarbeiterInnen AnsprechpartnerInnen in Erziehungsfragen

  • themenspezifische Bildungsveranstaltungen werden organisiert

 

Für PädagogInnen (JugendarbeiterInnen) inklusive der Honorarkräfte und LehrerInnen

  • Vorträge, Workshops und Kurse an zu Themen wie interkulturelle Mädchenarbeit, geschlechterbewusste/ -differenzierende Pädagogik, Sicherheit im Netz (Stichwort: Safer Chatten)

  • Ansprechpartnerinnen für individuelle Fachfragen der MitarbeiterInnen der Jugend- und Freizeitangebote in der Stadt

  • Vernetzung in den Facharbeitsreisen Mädchen, Jugend, Jungs

  • Geschäftsführung des Arbeitskreises FuM

  • Kooperation mit den AnbieterInnen der Offenen Ganztagsschulen zwecks geschlechtsspezifischer Angebote bereits in den Grundschulen

 

Die Mitarbeiterinnen arbeiten vernetzt mit dem Arbeitskreis „Männer für Jungs“ in Lübeck zusammen und unterstützen auf der Grundlage einer existierenden geschlechtergerechten Konzeption der Jugendarbeit in Lübeck genderorientierte Handlungs- und Umsetzungsangebote für Mädchen- und Jungen in Lübeck. Stellenumfang: 1,5 Stellen, wobei eine halbe Stelle für die Koordination der stadtweiten Mädchenarbeit und Fortbildung/Fachberatung von Multiplikatorinnen angesetzt wird.

 

Projekt: "Eine Koordinationsstelle für Jungenarbeit und ein Jungentreff für Lübeck"

 

Seit Jahren arbeitet der Arbeitskreis „Männer für Jungs“ für eine Vernetzung der verschiedenen pädagogischen Einrichtungen im Lübecker Raum, die Jungenarbeit oder spezielle Angebote für Jungen machen.

 

Die ehrenamtlichen Kapazitäten des Arbeitskreises reichen jedoch nicht aus, um eine adäquate Förderung von Jungenarbeit entwickeln und so betreiben zu können, dass diese auch den Jungen selbst im entsprechenden Rahmen angeboten werden kann. Der Arbeitskreis „Männer für Jungs“ sieht deshalb die Notwendigkeit der Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Jungenarbeit in Lübeck mit angegliedertem Jungentreff.

 

Durch die Koordinationsstelle soll einerseits die Netzwerkarbeit zwischen den einzelnen pädagogischen Einrichtungen Lübecks intensiviert werden und entsprechende Jungenangebote in den Einrichtungen gefördert werden. Andererseits soll über die enge Kooperation mit den Arbeitskreisen „Männer für Jungs“ und „FuM“, sowie dem neuen Mädchentreff hinaus eine Vernetzung mit Stellen, wie dem Frauenbüro Lübeck, dem Jugendhilfeausschuss, der Jugendhilfeplanung, dem Jugendamt und der LAG-Jungen Schleswig-Holstein, mit Blick auf die Situation von Jungen, ermöglicht werden.

 

Darüber hinaus soll eine Kooperation mit Institutionen, wie dem Kinderschutzbund, der Pro Familia, dem Jugendring, dem Notruf für Frauen, den Frauenhäusern, der Polizei und dem Jugendschutz angestrebt werden.

 

Durch Büroöffnungszeiten entsteht eine Anlaufstelle für Informationen und Beratung für Jungen, deren Eltern, sowie Multiplikatoren zu jungenspezifischen Fragen und Problematiken. Im Großen und Ganzen nicht durch Einzelberatungen, sondern in dem Sinne, dass an entsprechende Einrichtungen und Institutionen weiter verwiesen oder vermittelt wird bzw. bei der Kontaktaufnahme unterstützt wird.

 

Des Weiteren sollen jungenpädagogische Fortbildungsangebote für die Fachkräfte der pädagogischen Einrichtungen, sprich für LehrerInnen und die Teams von Kinder- und Jugendeinrichtungen organisiert werden.

 

Darüber hinaus können geschlechtspezifische Angebote für Fachschulen, Schulen, Kindergärten und die offene Jugendarbeit, bspw. zu Themen wie Gewaltprävention, Selbstbehauptung oder Sexualität, entwickelt bzw. bereits vorhandene gefördert werden.

 

Die Koordinationsstelle soll Kinder- und Jugend-Einrichtungen bei Anträgen zur Förderung und Durchführung von Jungenprojekten Unterstützung leisten. Durch aktive Öffentlichkeits- und Pressearbeit soll das Angebot und die Thematik einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. In den Räumen der Kooperationsstelle sollen Materialien und eine Bibliothek zum Thema Jungen für Interessierte zur Verfügung stehen.

 

Weiterhin geplante Themen und Arbeitsfelder der Koordinationsstelle sind:

 

  • eine jährliche Schirmherrschaft des vom Arbeitskreis „Männer für Jungs“ organisierten Boys`Day Lübeck,

  • die Entwicklung und Förderung von Freizeitangeboten für Jungen mit Behinderungen,

  • Beratung und Angebote für Jungen mit ADHS/ADS-Diagnose,

  • ein transkultureller Arbeitsansatz zur Förderung von adäquter Jugendarbeit mit Jungen mit Migrationshintergrund,

  • die Entwicklung eines geschlechtsspezifischen Moduls für die Juleica-Fortbildung,

  • die Entwicklung bzw. Förderung von Jungenangeboten für den Lübecker Ferienpass,

  • sowie Angebote zur adäquaten Unterstützung zur Entwicklung von Medienkompetenz durch entsprechende PC- und Internet-Kurse.

 

Um Lübecker Jungen die genannten Angebote zugänglich machen zu können, ist es einerseits Aufgabe der Koordinationsstelle die vorhandenen Kinder- und Jugend- Einrichtungen zu nutzen und in enger Absprache mit den koedukativen Arbeitsweisen entsprechende geschlechtsspezifische Angebote zu ermöglichen. Andererseits sollen an die Koordinationsstelle angegliedert auch Räumlichkeiten für Jungen entstehen, die von einer männlichen sozialpädagogischen Fachkraft betreut werden.

 

Die Jungen sollen hier die Möglichkeit haben Räume ihren Bedürfnissen entsprechend zu gestalten und beleben zu können. Es entsteht ein geschützter Rahmen der Jungen in ihrer Entwicklung und Identitätsfindung positiv unterstützt. Darüber hinaus wird den Jungen auf diesem Weg der Zugang zu Beratung und Unterstützung erleichtert und somit eine Anlaufstelle für Jungen, zu jungenspezifischen Fragestellungen oder Problematiken, geschaffen.

 

Für die Trägerschaft wird ein gemeinnütziger Verein für Jugenarbeit gegründet. Insgesamt werden 1,5 Stellen für Sozialpädagogen oder Erzieher mit geschlechtsspezifischer Zusatzqualifikation benötigt.

 

Weiterhin wird ein barrierefreier Büroraum mit Ausstattung (Computer, Telefon etc.) und ein bis zwei barrierefreie Gruppenräume mit entsprechender Einrichtung , sowie ein Budget für Sachkosten und laufende Ausgaben, benötigt

 

 
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